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Im Spitzentrio neben London und Paris





(Frankfurt in Zahlen)

Frankfurt am Main ist als Wirtschaftsstandort Spitze. Dies ergibt eineUmfrage unter 500 europäischen Unternehmen. Seit 1990 zählt demnach die Mainmetropole zusammen mit London und Paris zu den drei attraktivsten Standorten in Europa.

Frankfurts 40 000 Unternehmen erreichen mit 560 000 Be­schäftigten ein Bruttoinlandsprodukt von rund 95 Milliarden DM. Rund 300 000 Beschäftigte pendeln täglich aus dem Umland in die Metro­pole. 4,7 Millionen Menschen leben im gesamten Rhein-Main-Gebiet. 320 000 Unternehmen bieten 2,2 Millionen Arbeitsplätze und erwirt­schaften rund 288 Milliarden DM. Der Dienstleistungssektor dominiert in Frankfurt mit knapp über 86 Prozent. Der Wegfall von rund 29 000 Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe wurde durch 30 000 neue Stellen in privaten Dienstleistungsunternehmen ausgeglichen.

Frankfurt ist nach London das wichtigste europäische Finanzzen­trum. 422 Banken sind hier vertreten, die zusammen ein Geschäftsvolu­men von über 1,5 Billionen DM aufweisen. In der Stadt sind über 250 Werbe- und PR-Agenturen beheimatet.

Im Industriesektor dominieren die Branchen Chemie, Automobilzu­lieferer und Elektro. 355 Unternehmen der Spitzentechnologie macht die Wirtschaftsförderung Region Frankfurt/Rhein-Main in der Stadt aus. Davon sind 193 der Informations- und Kommunikationstechnik zuzuordnen, weiter spielen die Produktions- die Meß-, die Umwelt-sowie die Verkehrs- und Transporttechnik eine Rolle.

Der Frankfurter Flughafen ist der zweitgrößte, der Frankfurter Bahnhof ist der verkehrsreichste in Europa, zudem ist die Stadt ein wichtiger Autobahnknotenpunkt. Zu den bald 50 Messen jährlich reisen 1,3 Millionen Besucher an. Frankfurt ist international. Fast ein Drittel der Bevölkerung hat keinen deutschen Paß, 164 Nationen leben hier. Uber 3000 ausländische Unternehmen haben in der Stadt oder ihrem Umfeld eine Niederlassung, 77 Konsulate und 63 ausländische Handelsniederlassungen sind ebenso wie 180 ausländische Klubs vertreten. Zwei englische Theater, ein französisches, ein italienisches, ein japanisches und ein russisches gehören zu den 33 Schauspielhäusern der Stadt.



Nach F.A.Z., 30.05.97, S. 63

Bundeskunsthalle und Kunstmuseum gleichzeitig in Bonn eröffnet

Jahrzehntelang hatte man darüber geklagt, daß die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland ihr Kunstmuseum in einem Anbau des


 

Rathauses versteckt. Andererseits konnten hier in Bonn keine großen Ausstellungen gezeigt werden.

Jetzt sind beide Mängel beseitigt. Die neue Bundeskunsthalle bietet jetzt Platz für Wechselausstellungen. Sie ist 4 300 Quadratmeter groß und 128 Millionen Mark teuer. Das gegenüberliegende Kunstmuseum hat neben wechselnden Ausstellungen auch Eigenbesitz. Dieser zweite quadratische Klotz beherbergt eine ansehnliche Sammlung moderner Kunst. Dazu zählen großformatige Gemälde von Georg Baselitz Anselm Kiefer, Markus Lüpertz und Gerhard Richter, eine umfangreiche Kollektion von Werken August Mackes und anderer „Rheinischer Expressionisten", eine ausgedehnte graphische und eine Video-Abteilung.

Die eine Hälfte umfaßt Ausstellungsräume und Werkstätten. Die andere Hälfte enthält im Untergeschoß ein Foyer und einen Hörsaal in Gestalt eines Amphitheaters, im Erdgeschoß ein zweites, noch größeres Foyer, im Obergeschoß die Räume für Wechselausstellungen. Hier gibt es auch Außenflächen.

Die Hauptstadt ist nun Berlin, aber solange Deutschland noch vom Rhein aus regiert wird, wird man an Ort und Stelle gewiß auch die Kunst fördern.

Nach Deutsche Tribüne, 13.06.92



Eine Großstadt wie Hamburg

Hamburg liegt an der Elbe, 110 Kilometer von der Nordsee entfernt. Das ist die zweitgrößte Stadt der Bundesrepublik Deutschland. Sie zählt 1,8 Millionen Einwohner.

Schon im Mittelalter war Hamburg ein bedeutendes Wirtschafts­und Handelszentrum. So wie Bremen und Lübeck gehörte Hamburg der

Hanse[8] an.

In Hamburg gibt es zwei Flüsse, die Elbe und die Alster. Es hat mehr Kanäle als Venedig, die Zahl der Brücken ist mehr als 2 000.

Hamburg ist ein Stadtstaat, d.h. ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Das bedeutet: das Stadtparlament (Senat) hat die gleichen Aufgaben wie ein Landesparlament, und der regierende Bürgermeister ist gleichzeitig Ministerpräsident.

Hamburg hat viele „Gesichter": Industrieanlagen und Grünflächen, Wohnviertel mit Mietshäusern, die am Ende des letzten Jahrhunderts


 

gebaut wurden, moderne Hochhaussiedlungen und teure Villen, Ver­gnügungsviertel und Einkaufsstraßen.

In Hamburg sind viele Industriezweige entwickelt. Hier befindet sich die größte europäische Kupferhütte. Alte Tradition hat der Schiffbau. In den Hamburger Werften arbeiten über 10 000 Arbeiter. In dieser Stadt liegt der zweitgrößte Standort für den Flugzeugbau.

Der Hamburger Hafen ist der größte deutsche Umschlagplatz für Waren. Jährlich kommen dort ungefähr 14 000 Schiffe mit Importwaren an. Hamburg hat Verbindungen mit 800 Häfen auf allen Kontinenten und nimmt als Hafenstadt einen wichtigen Platz in der Welt ein. Die Stadt ist für die Bundesrepublik Tor zur Welt.

Hamburg gehört zu den bedeutendsten europäischen Wirtschaftsre­gionen. In den letzten Jahren sind neue Industriezweige entstanden.

Hamburg ist eine Pressemetropole: Hamburger Zeitungen liest man überall in der Bundesrepublik. Am bekanntesten sind: die „Bild-Zeitung" (5 Millionen Exemplare pro Tag), die „Zeit", der „Stern", der „Spiegel" und „Hör zu".

Auch als Universitätsstadt hat Hamburg einen Namen. Die Univer­sität Hamburg hat 19 Fachbereiche. Vor kurzem wurde hier auch eine Technische Universität eröffnet.

Hamburg ist auch eine Kulturmetropole. Was können Hamburger in ihrer Freizeit unternehmen? In der Stadt gibt es unter anderem 18 Thea­ter, über 100 Kinos, mehrere Museen und einen großen Zoo. Musikali­sche Traditionen haben internationalen Ruf. Die Hamburgische Staats­oper gehört zu den führenden Bühnen der Welt. Die \Orgeln der Hamburger Hauptkirchen waren und sind weltberühmt.

Hamburg hat auch seine Probleme. Manche von ihnen wurden aber in den letzten Jahren gelöst. Da der Schiffsverkehr und die Industrie zunahmen, wurden die Elbe und die Nordsee immer schmutziger. Die Fische starben, die Fischindustrie ging langsam zugrunde. Jetzt sind die Fische wieder eßbar geworden, die Fischindustrie entwickelt sich weiter. Zur Zeit gibt es auch keine Probleme mit Energieversorgung.



Die Hamburger lieben ihre Stadt. Auch für viele Besucher ist Ham­burg eine Reise wert.

Köln

Großstadt im Herzen Europas. Verkehrsmetropole am Rhein und Wirtschaftszentrum West.

Köln ist die jüngste deutsche Millionenstadt. Es liegt in einer Tief­land-Bucht, umgeben von Mittelgebirgen. Das Klima ist besonders toilde. Der Frühling beginnt hier fast einen Monat früher als in


 

Hamburg oder München. Köln, das 2000 Jahre alt ist, wurde von den Römern gegründet. Nun zählt es zu den bedeutendsten Städten Deutschlands. Köln ist eine Stadt voll von Sehenswürdigkeiten und Kunstschätzen, eine heitere und liebenswürdige Stadt. Sie ist in guten und schlechten Zeiten immer jung und lebendig geblieben. „Wer Köln nicht kennt", sagen die Kölner, „hat Deutschland nicht gesehen" Touristen aus aller Welt kommen hierher, um die Stadt zu genießen. Jeder Schritt durch die Straßen der großen Stadt schenkt dem Besucher Entdeckungen aus vielen Jahrhunderten.

Das Wahrzeichen der Stadt ist der Kölner Dom, das größte gotische Bauwerk in Deutschland. Man nennt Köln sogar die Domstadt. Über 600 Jahre wurde am Dom gebaut. Erst 1880 war der Bau zu Ende. Die Bevölkerung der Stadt ist überwiegend katholisch, und der Kölner Dom ist ein Zentrum des katholischen Glaubens.

Köln ist neben Frankfurt der wichtigste Verkehrsknotenpunkt in der Bundesrepublik. 8 große Brücken fuhren hier über den Rhein. Über die Eisenbahnbrücke fahren täglich 1000 Züge. Eine charakteristische Form hat die Severinsbrücke. Sie wurde zum neuen Wahrzeichen der Stadt. In Köln erleben Sie den pulsierenden Großstadtverkehr. Die Stadt hat auch einen Flughafen und einen der verkehrsreichsten Bahnhöfe Deutschlands.

Köln ist eine Kunststadt mit staatlichen und vielen privaten Museen, 90 Galerien, einer Kunsthalle, einem Opern- und einem Schauspielhaus. Die Museen und Galerien zeigen Weltkunst von den alten asiatischen Kulturen bis in die Gegenwart. Eines der weltberühm­ten Museen ist das Römisch-Germanische Museum, in dem der Be­sucher mit der 2000jährigen Geschichte Kölns bekanntgemacht wird. In einem anderen Museum sind große Kunstwerke der Malerei ausgestellt. In der Altstadt wird das 13. Jahrhundert lebendig.

Köln ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Es hat zur Zeit rund eine Million Einwohner und ist die viertgrößte Stadt der Bundesrepu­blik. Im Norden der Stadt wurden Häuser für 100 000 Menschen neu gebaut.

Durch Köln fließt der Rhein, der hier 330 Meter breit ist. Köln, die Metropole des Rheinlandes, hat 5 Rheinhäfen.

Die Stadt ist ein wichtiger Platz für den internationalen Handel. Viele große Messen und Ausstellungen finden hier jedes Jahr statt. Köln selbst ist ein Zentrum für die Auto-, Chemie- und Erdölindustrie, für Maschinenbau und Elektrotechnik. Auch die Produktion der Leichtindustrie steht hoch im Kurs. Bekannt ist Kosmetik aus Köln, zum Beispiel das „Kölnischwasser". Die Feinschmecker finden auch die Kölner Schokolade ganz fein.


 

Köln ist ein Bildungszentram. An der Universität zu Köln, inzwi­schen 660 Jahre alt, studieren zur Zeit über 50 000 junge Menschen. Insgesamt wird an acht Hochschulen in Köln geforscht und gelehrt.

Köln ist eine Musikstadt, in deren Konzertsälen und attraktiver Philharmonie schöne Konzerte stattfinden.

Viele Parks und Vergnügungsstätten laden zum Bummeln und zu abendlichen Vergnügen ein.

In der Stadt pflegt man Volkstraditionen gern. Hier werden sehr

schöne Karnevals gefeiert. Man sagt, der Karneval ist für die Kölner die

tfünfte Jahreszeit". Jedes Jahr gibt es Hunderte von Kostümfesten und

Umzüge in den Straßen der alten Stadtviertel. In Köln sind die Straßen

bis spät nachts belebt.

Majestätisch fließt der Rhein vorbei, Tag und Nacht gleiten Schiffe vieler europäischer Nationen vorüber. Und dann die Parks, ganze Erho­lungsflächen kreuz und quer durch die Stadt. Berühmt ist der Rheinpark. Den ganzen Sommer über gibt es internationale Shows, Künstler und Orchester.

Von überall sind die Domtürme zu sehen. Ja, solche Gotik gibt es kein zweites Mal auf der Welt.

Stuttgart

Stuttgart, die Hauptstadt von Baden-Württemberg, zählt über 580 Tausend Einwohner und gehört zu den bedeutendsten Städten der Bundesrepublik. Die Landeshauptstadt ist ein wichtiges Wirtschafts­und Handelszentrum mit vielseitig orientierter Industrie. Hier gibt es sowohl Groß- als auch Klein- und Mittelbetriebe. Führend ist der Fahrzeug- und Maschinenbau, die elektrotechnische und elektronische Industrie, dann kommt die feinmechanische und optische sowie die chemische Industrie. Einen guten Ruf haben Nahrungsmittel, Bekleidung und andere Produktion aus Stuttgart. Die bekanntesten Erzeugnisse sind aber wohl die Mercedes-Autos. (Der Mercedes-Stern ist ja zum neuen Wahrzeichen der Stadt geworden.)

Darüber hinaus nimmt Stuttgart als Druck- und Verlagsstadt mit etwa 160 Verlagen eine führende Stelle ein. Die Stadt ist zugleich eine der größten deutschen Weinbaugemeinden.

Stuttgart ist ein Verkehrsmittelpunkt von Baden-Württemberg. Es besitzt einen Kopfbahnhof, einen Flughafen, der in der Nähe der Stadt ''egt, und einen guten Binnenhafen (am Neckar).

Die Stadt ist auch ein Ausstellungszentrum mit einem Messe- und Ausstellungsgelände. In Stuttgart befindet sich der Süddeutsche Rund­funk.


 

Historisch gesehen ist Stuttgart als Stadt seit 1250 bekannt. Уощ Ende des 15. Jahrhunderts bis zum 18. Jahrhundert galt es als Haupt, und Residenzstadt.

Nach schweren Zerstörungen (1944) bestimmen zahlreiche moderne Häuser das Stadtbild, ältere Bauten sind wiederhergestellt. Von den ältesten Baudenkmälern ist vor allem das Alte Schloß zu nennen dessen Kern im 13.-14. Jahrhundert erbaut wurde, dort befindet sich das Landesmuseum mit einer Antikensammlung, einer Sammlung europäischen Kunsthandwerks und der herzoglichen Kunstkammer. Zürn 14.-15. Jahrhundert gehört die evangelische gotische Stiftskirche zum Heiligen Kreuz. In Stuttgart treffen Sie sowohl spätgotische Kirchen als auch neoklassizistische Bauten wie das Große Haus an.

Am Schillerplatz finden Sie die Alte Kanzlei (1543), den Prinzenbau (l7.-18. Jahrhundert) u.a. Sicher werden Sie auch am Neuen Schloß nicht vorbeigehen, dort sind jetzt Ministerien untergebracht.

Wir raten Ihnen, Stuttgarter Museen zu besuchen wie das Museum für Völkerkunde, die Neue Staatsgalerie mit altdeutscher, italienischer und niederländischer Malerei, auch die Galerie der Stadt Stuttgart.

Stuttgart genießt den Ruf einer Theaterstadt. Zu den bekanntesten zählen das Sta'atstheater, das Alte Schauspielhaus und andere. Das Stuttgarter Ballett hat sich zu einem der besten Ensembles der Welt ent­wickelt.

Schön ist die Natur um Stuttgart. Südlich der Stadt befindet sich der Zoologisch-Botanische Garten, der sich besonderer Beliebtheit erfreut, um ihn herum erstrecken sich waldreiche Parks.

Bremen

Die Freie Stadt Bremen, die zur Zeit 558 000 Einwohner zählt, ist das kleinste Bundesland Deutschlands. Zu diesem Bund gehört die Schwesterstadt Bremerhaven, die 70 km weiter nördlich liegt und eine große wirtschaftliche Bedeutung hat.

Schon im 11. Jahrhundert hatte Bremen gute Handels- und Schiff­fahrtsbeziehungen zu vielen Ländern, im 14. Jahrhundert trat es dem Städtebund der Hanse bei. So begann der Kampf Bremens um die Stadtfreiheit. Als Zeichen dieser Freiheit wurde im Zentrum der selbstbewußten Stadt die Rolandsäule errichtet (1404).

1827 entstand Bremerhaven, ein Vorhafen Bremens. Von nun an konnten große Schiffe zu jeder Zeit anlaufen, und Bremen ist zu den wichtigsten Häfen der Welt geworden. Es ist ein Umschlägplatz &f Wolle und Baumwolle, Tabak, Tee und Kaffee. Bremen hat den


 

Schlüssel zur Welt, sagt man. Dieser Schlüssel ist auch auf dem Stadtwappen Bremens dargestellt.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist in der Fischindustrie, im Schiffbau, in der Raffinerie am Ölhafen und in anderen Bereichen, die jfljt dem Hafenbetrieb verbunden sind, beschäftigt.

Die Altstadt Bremen hat viel zu bieten. Anfang des 15. Jahrhun­derts entstand das großartige gotische Rathaus, das 200 Jahre später eine herrliche Renaissancefassade bekommen hat.

„Der Roland", eine 9 m große steinerne Männergestalt in Rüstung mit Schwert und Schild, erhebt sich vor aller Augen. Solange der Roland da steht, kann Bremen nichts passieren, meinen die Bremer. Liebevoll feiern sie alljährlich am 5. November seinen Geburtstag, seit jenem 5. November 1813, an dem der russische General mit seinen Kosaken Bremen von den Franzosen befreite.

Der Besucher der Stadt kann immer wieder einen Blick in ihre Geschichte machen. Da ist die Böttcherstraße, einst eine Hand­werkergasse, sehr schmal, aber wie sehenswert! Hier vereinigen sich die Stilmittel der Renaissance mit expressionistischen Formen der zwanziger Jahre. Jetzt ist auf diesem kürzesten Weg vom Rathaus zur Weser zugleich eine Handwerkerstraße und eine Einkaufsstraße. Hier gibt es ein Kunst- und Ausstellungszentrum, Museen und Künstler­werkstätte.

Noch ein Handwerkerviertel mit vielen kleinen Werkstätten, Läden und gemütlichen Gasthäusern finden Sie im wiederaufgebauten Schnoor. Dieses alte früher vergessene Arme-Leute-Viertel wurde dann neu entdeckt. Heute ist es zu einer Attraktion geworden. Da wird kostbarer Schmuck hergestellt, uralte Möbel werden verkauft, Glückseulen aus Ton angeboten. Reizvoll ist das alte Stadtbild, das zum Glück im 2. Weltkrieg verschont blieb.

Neben dem Rathaus sehen Sie die berühmten Bremer Stadtmu­sikanten, die seltsamsten Bewohner Bremens. Dieses Denkmal ist eine Erinnerung an das alte Märchen. Die dargestellten Tiere waren -so im Märchen - unterwegs nach Bremen, um hier Stadtmusikanten zu werden.

Noch im Bereich des Marktes steht die Liebfrauenkirche. Sie ist die älteste Pfarrkirche der Stadt, ihre Geschichte geht bis ins 12. Jahr­hundert zurück.

In Bremen arbeiteten viele namhafte Wissenschaftler und Künst­ler. Die Bremer Universität ist eine der jüngsten und modernsten in der Bundesrepublik. Künstler, vor allem Maler, lebten und leben im


 

nahen Dorf Worpswede. Dort kann man mehrere schöne Kunstwerke kennenlernen.

Leipzig

Das Wort „Leipzig" kommt von „Lipa" (altsorbisch), das heißt Lin­de, also Leipzig ist der „Ort bei den Linden". Hier gab es einst nämlich eine slawische Siedlung. 1165 wurde Leipzig zu einer Stadt.

Jetzt zählt die Stadt ungefähr 600 Tausend Einwohner.

Wenn man den Namen „Leipzig" hört, denkt man an eine Messestadt. Leipzig ist auch als Buchstadt und Musikstadt bekannt.

Schon von weitem sind zwei große „M" zu sehen: Mustermesse. Man nannte Leipzig immer Schaufenster der Welt. Jedes Jahr im März und September ist die Stadt ein wichtiger Platz des Welthan­dels. Sie ist auch ein Zentrum der technischen Information.

Leipzig ist eine bedeutende Industriestadt. In vielen Ländern der Welt kennt man Chemieanlagen und Kräne, Elektrotechnik und Elektronik, Landmaschinen und polygraphische Technik aus Leipzig.

Sind Sie ein Bücherfreund? Hier befinden sich große Druckereien. 1481 wurde in Leipzig das erste Buch gedruckt. Auch viele Lehrbücher sind hier herausgegeben worden, darunter „Deutsch für Ausländer".

Wissen Sie, wo alle deutschsprachigen Bücher gesammelt sind? Ja, hier sowie in Frankfurt am Main befinden sich die größten Bibliotheken Deutschlands. Viele Menschen kommen extra hierher, um in der Leip­ziger Bücherei zu arbeiten.

Leipzig ist ein großes Bildungszentrum. Dieses Thema interessiert Sie besonders, nicht wahr? Sehen Sie das originelle Hochhaus da? Das ist der Uni-Riese, das moderne Gebäude der Leipziger Universität. Sie wurde Anfang des 15. Jahrhunderts gegründet. An der Universität wirkten viele große Gelehrte: Chemiker, Physiker, Psychologen, Germanisten. Sicher kennen Sie die Namen von Hertz und Leibnitz. Auch zahlreiche Dichter und Schriftsteller wie Lessing, Goethe, Radistschew und Prischwin besuchten hier ihre „Alma mater". Jetzt studieren an der Universität mehrere Tausende Studenten aus Deutschland und anderen Ländern der Welt.

Wollen Sie die Geschichte der Stadt besser kennen? Besuchen Sie die Museen von Leipzig! Gehen Sie ins Alte Rathaus am Markt, vergessen Sie dabei nicht andere Museen, darunter das Schillerhaus.

Wenn man nach Leipzig kommt, besucht man das Völkerschlacht­denkmal. Es ist 91 Meter hoch und wirkt sehr imposant. Es wurde zu Ehren des Sieges über Napoleon im Jahre 1813 errichtet. An diesem


 

Kampf hatten auch russische Soldaten teilgenommen. Über 50 000 Menschen aus Österreich, Preußen, Rußland und Schweden waren da­bei umgekommen.

Sie gehen eine kurze Strecke und sehen einen Bau mit bekannter Architektur. Das ist die Russische Gedächtniskirche. Hier wird das Andenken an die gefallenen russischen Kämpfer gewahrt.

Sind Sie ein Musikliebhaber? Leipzig ist als Musikstadt genau so bekannt wie die Messestadt Leipzig. Einen besonders guten Ruf haben die Thomasschule und der Thomanerchor. Dieser Knabenchor, der in der Thomaskirche singt, besteht seit 1212. Großes Ansehen genießt das berühmte Gewandhausorchester. Sein Name kommt vom alten Haus der Gewandmacher, in dem früher Konzerte stattfanden. Eine Glanzzeit erlebte das Orchester unter Felix Mendelssohn-Bartholdy, der in den 30er-40er Jahren des 19. Jahrhunderts hier Kapellmeister war. Dieser berühmte Künstler gründete ein Konservatorium in Leipzig und übte auf die Musikkultur der Stadt einen großen Einfluß aus.

Sie sehen vor der Kirche das Bachdenkmal. Der große deutsche Komponist und Musiker leitete hier viele Jahre den Thomanerchor. Weltberühmt ist das Leipziger Gewandhausorchester.

Sie sind vor dem neuen Gewandhaus. Hier befindet sich eine der größten Orgeln Deutschlands. Dem Gewandhaus gegenüber steht das Opernhaus. Die Leipziger Oper zählt zu den führenden Opernbühnen der Welt. Einen guten Ruf hat auch das Leipziger Schauspielhaus.

Nicht weit vom Alten Rathaus gibt es eine Gaststätte, die mit Goethes Namen verbunden ist. Das ist Auerbachs Keller. Der Dichter besuchte oft Auerbachs Keller, und eine Szene aus seinem berühmten Werk „Faust" spielt in dieser Gaststätte. Am Eingang kann man Bron­zefiguren aus Goethes Hauptwerk sehen, nämlich Faust und Mephisto. Wenn Sie etwas Zeit haben, besuchen Sie diese Gaststätte unbedingt.

Für Sportfreunde ist Leipzig als Sportstadt ein Begriff geworden. Hier befindet sich ein sehr großes Stadion, in dem viele Turn- und Sportfeste stattfinden.

In den letzten Jahren verändert sich die Stadt wie viele andere Städte in den neuen Bundesländern. Es entstehen neue Bauten und Baukomplexe, Betriebe werden saniert, Leipzig wird anziehender und attraktiver.

Die Stadt ist sehenswert, und man erinnert sich gern an J.W. Goethes Worte: „Mein Leipzig lob' ich mir! Es ist ein „Klein-Paris" und bildet seine Leute."


 

Im deutschen Eibflorenz

Mit seiner berühmten Gemäldegalerie und der Barockkunst sowie anderen Kunstschätzen hat sich Dresden als Kulturmetropole längst einen Namen gemacht. So auch als Musikstadt ist Dresden weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. Hier wirkten solche begabten Komponisten wie Weber und Wagner. Die älteste musikalische Tradi­tion hat der Kreuzchor. Die Staatskapelle und die Philharmonie haben Weltruf.

Eng mit dem Musikleben verbunden ist die Dresdener Theatertradi-tion. Die Stadt hat ein vorzügliches Theaterangebot. Neuentstanden sind Theatergebäude. Sie können in Dresden ins Schauspielhaus, ins Staatliche Operettentheater und woandershin gehen, wo die Muse zu Hause ist. Ein Besuch der Semperoper verschafft doppelten Genuß: durch das musikalische Erlebnis und weil die Ausstattung des Hauses von einzigartiger Schönheit ist. Viele kleine Alternativtheater bieten Experimentelles an. Unvergeßlich ist im Sommer bei schönem Wetter ein Serenadenabend im Zwingerhof.

Hier, in Dresden, ist der weltberühmte Zwinger, umsäumt durch Pa­villons und Galerien. Der Zwinger wurde im 18. Jahrhundert vom Bau­meister M.D. Pöppelmann geschaffen. Den Eingang zum herrlichen Ba­rockbau bildet das Kronentor. Der Zwinger hat viel architektonischen Schmuck. Die zahlreichen Skulpturen wurden von B. Permoser und sei­nen Schülern geschaffen. Die Galerie ist ein Werk Gottfried Sempers, eines anderen großen Architekten. Dort sind die Meisterwerke von Ti­zian, Veronese, Rubens, Rembrandt und anderen berühmten Malern un­tergebracht, darunter „Die Sixtinische Madonna" von Raffael. 1945 wurden die kostbaren Gemälde von der Sowjetarmee gerettet, restauriert und dann der Regierung der DDR übergeben. Es waren 1240 Bilder.

Eine große Arbeit wurde hier nach der Wiedervereinigung Deutsch­lands vorgenommen. So wurde die Sempergalerie umfassend restau­riert.

Zu den Kunstsammlungen Dresdens gehören auch die Gemälde­galerie Neue Meister und das Grüne Gewölbe im Albertinum. Im Grü­nen Gewölbe sehen Sie kostbare Gegenstände der vorigen Jahrhunderte. Man kann außerdem eine wertvolle Skulpturensammlung bewundern. Das Kupferstichkabinett enthält eine der reichsten graphischen Sammlungen der Welt. In der Langgalerie unter dem Kronentor befindet sich eine Porzellansammlung, die zweitgrößte der Welt.

Weitere Museen sind das Historische Museum, das Museum für Kunsthandwerk und das Museum für Volkskunst im Schloß Pillnitz.c


 

In der Nähe des Zwingers findet man auch das Verkehrsmuseum mit den Abteilungen Eisenbahn, Kraftverkehr, Schiffahrt, Luftverkehr und anderen. Hier gibt es eine vollständige Sammlung von Fahrrädern aller Art.

Wenn man nach Dresden kommt, geht man gern ins Deutsche Hygiene-Museum. Das Museum erzieht zur gesunden Lebensweise. Viele Lehrmittel wie die „Gläserne Frau" werden auf allen Kontinenten gezeigt. Von Interesse ist der Mathematisch-Physikalische Salon, der im Zwinger untergebracht ist.

Dresden ist eine bedeutende Industriestadt. Eine besondere Rolle spielen Elektrotechnik und Elektronik.

Welche Hochschulen gibt es in Dresden? Die größte Hochschule ist, wie Sie wohl wissen, die Technische Universität. Außerdem gibt es hier eine Medizinische Akademie, eine Hochschule für Musik und andere. Hinzu kommen mehrere Fachschulen.

* * *

Und nun machen Sie einen Spaziergang durch das deutsche Elbflo-renz, wie diese schöne Stadt oft genannt wird. Sicher beginnen Sie mit der Altstadt. Sie sind auf dem Theaterplatz und sehen sich bei Abend­licht den Zwinger, die Semperoper und die Hofkirche an. Es hat viel Mühe gekostet, nach dem Krieg das alles wiederaufzubauen.

Zur Zeit ist Dresden, wie Leipzig, Berlin und andere Städte der neuen Bundesländer zu einer Großbaustelle geworden. Die Kulturstadt Dresden soll zu einer Weltstadt werden.

Sie besichtigen abermals die berühmten Barockbauten und gehen in Richtung Altmarkt. Dieser Platz ist das Zentrum der Altstadt Dresden. Links vom erhebt sich das Rathaus.

An einem großen Warenhaus vorbei geht's zur Prager Straße. Bis 1945 war sie die Hauptstraße Dresdens, aber in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 hat ein anglo-amerikanischer Bombenangriff in 56 Minuten das Zentrum Dresdens in Schutt und Asche gelegt. Hier lagen lange Zeit nur Ruinen. Dann entstand eine prachtvolle breite Fußgängerpromenade. Sie sehen schöne Blumenanlagen mit Wasser­spielen. Da stehen einige Hotels, darunter das lögeschossige Hotel „Newa". Ein Stück weiter ist der Rundbau des Filmtheaters.

Der Weg fuhrt zum Bahnhof, und auf diesem Weg gibt es viele ge­mütliche Cafes. Wollen Sie sich nicht da auch hinsetzen?

Weimar

Nicht durch seine Ausmaße oder die Bevölkerungszahl, auch nicht durch seine Großbetriebe ist Weimar bekannt. Das ist die Stadt der


 

deutschen Klassik, die Stadt der Literatur, der Kunst und Musik, aber auch die Stadt der Wissenschaft und Forschung. Weimar liegt in Thüringen an der Ilm.

In dieser Kulturmetropole lebten und wirkten die großen deutschen Dichter wie Goethe, Herder, Schiller, Wieland. Hier schufen Bach und Liszt ihre Musikwerke. Heute ist Weimar ein Reiseziel für viele Touri­sten aus dem In- und Ausland.

Unser Weg führt vom Bahnhof ins Zentrum der Stadt. Wir sind vor dem Deutschen Nationaltheater am Theaterplatz. Hier wurde und wird die große Theatertradition Weimars gepflegt. Zur Zeit J.W. Goethes war hier ein Komödienhaus, in dem Schillers Dramen mit großem Erfolg aufgeführt wurden. Das Theater wurde von Goethe geleitet. An dem späteren Hoftheater wirkten Franz Liszt und Richard Strauß als Kapellmeister.

Vor dem Nationaltheater steht ein schönes Goethe-Schiller-Denkmal, das die Freundschaft und die Zusammenarbeit der beiden deutschen Klassiker symbolisiert. Dieses Denkmal ist Weimars Wahr­zeichen.

Wir besuchen das Goethe-Nationalmuseum am Frauenplan. Nach einem Vortrag mit Farblichtbildern besichtigen wir das Goethehaus. Hier lebte der Dichter 50 Jahre lang. In diesem Haus entstanden viele seiner Werke, auch sein Lebenswerk „Faust".

Danach besuchen wir das literaturhistorische Goethe-Museum[9], in dessen 14 Räumen wir viel über sein Leben und Schaffen erfahren.

Nur wenige Minuten vom Frauenplan entfernt, befindet sich das Schillerhaus. Es vermittelt Eindrücke von Schillers Leben und Wirken. In diesem Haus vollendete der Dichter sein dramatisches Werk „Wilhelm Tell". Hier sind „Die Räuber", „Kabale und Liebe" und an­dere Werke entstanden.

Am Nachmittag besuchen wir Goethes Gartenhaus am Ufer der Ilm. Hier schrieb er seine wunderschönen Naturgedichte. Der Park an der Ilm, in dem wir Spazierengehen, gehört zu den größten Sehenswürdigkeiten Weimars. Dann begeben wir uns zum historischen Friedhof. Am Ende einer Allee mit schönen alten Bäumen stehen in einer Gruft die Sarkophage von Schiller und Goethe.

Nach dem Besuch der Goethe- und Schiller-Gruft geht's in das Liszt-Haus, in dem wir etwas aus dem Leben des bekannten deutschen Komponisten erfahren. Dort steht sein Flügel, auf dem er so meisterhaft gespielt hat.

Außerdem besichtigen wir die Herder-Gedenkstätten. Johann Gott-d Herder, ein großer Gelehrter und Dichter, schrieb hier in Weimar

sein Werk „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit".

Seine Gedanken sind von hohem humanistischem Wert.

Auch ein großer deutscher Maler lebte und wirkte in Weimar. Wir

gehen in das Lucas-Cranach-Haus. Hier malte Lucas Cranach der Ältere

an seinem letzten großen Werk (1553), das von seinem Sohn vollendet

wurde.

In der Umgebung Weimars

Mit einem Bus fahren wir den Berg hinauf, und vor uns eröffnet sich ein schöner Blick auf Weimar. Einige Kilometer weit ist ein Turm zu sehen. Wir erfahren, daß es der Glockenturm von Buchenwald ist.

Der Bus fährt den Berg hinunter, und dann geht's zur Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald. Hier, bei Weimar, das ein Zent­rum des Humanismus war, errichteten die Nazis 1937 ein Konzentra­tionslager. Wir stehen vor dem Eingang des früheren KZs. „Jedem das Seine" lesen wir am Gittertor die zynischen Worte der Nazimörder.

Sieben Jahre hindurch wurde im Lager fast eine Viertelmillion Menschen gefangengehalten und grausam gequält. 56 000 Menschen vieler Nationen fanden hier den Tod, unter ihnen der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands Ernst Thälmann.

Wir gehen durch die ehemaligen Baracken, sehen uns viele Fotos und die Einrichtungen an, die an das Gewissen der Menschheit appellieren.

Hier im Lager herrschte aber unter den Häftlingen der Geist der So­lidarität und des Humanismus. In Bruno Apitz' Roman „Nackt unter Wölfen" wird beschrieben, wie im KZ ein polnisch-jüdisches Kind ver­borgen wurde. Im KZ wurde das illegale Internationale Lagerkomitee gebildet. Am 11. April 1945 konnten die Häftlinge, bevor die amerika­nischen Truppen kamen, mit der Waffe in der Hand sich selbst befreien.

Wir gehen durch den Stelenweg und dann die Allee der Nationen bis zum 50 m hohen Glockenturm. „Menschen aller Welt, verharrt in Stille! Steht und schweigt, steht und lauscht dem bronzenen Gesang!" ruft die Glocke des Buchenwaldturms.

Vor dem Glockenturm sehen wir eine eindrucksvolle Figurengrup-Pe, geschaffen von Fritz Cremer. Sie zeigt die um ihre Freiheit ringen­den Häftlinge. Den Toten zur Ehre, den Lebenden zur Mahnung!


 

Aus dem Stadtleben

Dresdener Abend

Wir saßen am Dresdener Altmarkt in einem Cafe und sahen hinaus auf den Platz, als draußen junge Leute vorbeikamen. Sie lachten laut und riefen Mädchen zu sich, Kofferradios hatten sie auch.

Der Mann und die Frau am Tische sahen sich um. Die Frau schüttelte den Kopf. Nicht, daß sie etwas dagegen hätte, aber hier - „auf diesem Platz. Ich kann die Nacht vom Februar nicht vergessen. Dort drüben wurden dann die Toten verbrannt, tagelang."

„Für die Jugend", sagte der Mann, „die das nicht erlebt hat, ist das nur Geschichte, wie der Bauernkrieg vor 300 Jahren."

„Sie leben so sorglos in den Tag hinein", sagte die Frau bitter.

„Und wenn man mit ihnen ernsthaft sprechen will", sagte der Mann, „dann hören sie nicht zu."

„Dann muß man ihnen von der Liebe erzählen", sagte ich, „das interessiert sie mehr." Sie sahen mich böse an. Ich dachte zurück. Da­mals war ich gerade 17 Jahre alt. Ich sollte in den Krieg. Das Papier hatte ich schon in der Tasche. Ich stand in der Straßenbahn, die durch die verdunkelten Straßen fuhr. Im Wagen war eine junge Schafmerin, ein bißchen jünger als ich vielleicht, und immer, wenn sie klingelte, trafen sich unsere Augen. Ich werde diese Fahrt nicht vergessen, weil es das erste Mal in meinem Leben war, daß ich Papier in der Tasche, den Krieg, und das bedeutete, ein Treffen mit dem Abschied beginnen. Ich bin schnell ausgestiegen. Zwei Monate später lag Dresden in Trümmern. Nach dem Krieg sah ich ein Foto von einer Ruine. Man hatte Blumen niedergelegt, und ein Schild stand daneben. In jener Nacht sind dort dreißig junge Mädchen umgekommen, Straßenbahnschaffnerinnen.

„Ja", sagte die Frau, „das hat die heutige Jugend nicht miterlebt. Sie lieben sich im Frieden und in aller Ruhe."

„Ja", sagte ich, „wie gut! Solange sie dabei nicht nur selber lieben."

Busfahrt

Vormittags ist es im Bus nicht sehr voll. Ein paar Rentner, Frauen mit Kindern, Schichtarbeiter. Man liest oder schwatzt, schaut aus dem Fenster. Die Tür klappert, der Motor brummt, die Sonne scheint.

Haltestelle. Die Tür öffnet sich, ein Hund springt herein. Die Leine hält ein alter Mann. Weißer Stock, Sonnenbrille. Gelbe Armbinde, ein


 

Blinder. Er geht den Gang entlang und findet sich bestens zurecht. Mir gegenüber ist ein Sitzplatz frei. Bevor ich reagieren kann, hat er ihn gefunden. Er setzt sich.

„Platz, Hanka, Platz", sagt er zum Hund. „Brav." Der Bus fährt an. jetzt müßte das Gespräch kommen. Er berührt zufällig meinen Schuh. Wieder ist er schneller als ich: „Entschuldigung." „Bitte."

Das ist ja das Gespräch: „Würden Sie ein Auge auf den Hund haben?" „Natürlich, gerne." Eine Pause. „Wie spät ist es bitte?" „10.30", sagte ich.

„Moment." Er holt seine Taschenuhr aus der Jacke. Wie denn, denke ich. Ah, Spezialuhr mit Zifferblatt in Blindenschrift. Er stellt sie, ich habe Zeit, ihn mir genauer anzusehen. Graue Jacke, Hose, Schuhe. Da hält er mir die Uhr vor die Nase „Stimmt die Zeit?"

„Ja, korrekt", sage ich. Ein feines Lächeln spielt um seine Lippen. „Wo steigen Sie aus?" fragt er. Ich antworte.

„Ja, bis dahin muß ich auch, helfen Sie mir umsteigen?" „Selbstverständlich." „Sind die Straßen gefroren?" „Im Schatten schon", sage ich. Wieder eine Pause.

„21 war ich", sagt er dann. „Stalingrad. Eine Mine." Was soll ich bloß antworten? Alles würde falsch klingen. „Wie alt sind Sie eigentlich?" fragt er. „23", antworte ich.

Er nimmt die Brille ab: „Hier rein und da raus. So war der Krieg." Der Bus ist da, wir steigen aus. Jetzt läßt er sich gern helfen. „Danke." Die Leine ist ab, der Hund tollt im Freien umher.

„Hanka!" Der Hund ist sofort wieder zur Stelle. Wir gehen zum anderen Bus. „Vielen Dank nochmals", er steigt ein.

Der Mann ist nun wieder im Bus. Plötzlich bedauere ich, daß ich nicht weiß, wo die beiden wohnen. Der blinde alte Mann und der Hund.

Nach P. Siegert, „Neues Leben", №6, 1988

 








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